Für die Linke war 2024 ein schlimmes Jahr - die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht und schwache Wahlergebnisse. Thüringens Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow spürt einen Trend zum Besseren.
Erfurt&/Berlin. Erfurt&/Berlin Thüringens Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow sieht nach den Wahlniederlagen und der Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) eine Wiederbelebung der Linken. «Die Schockstarre wird gerade überwunden. Ich erlebe jeden Tag, wie die Linke lebendiger wird», sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt vor dem Bundesparteitag seiner Partei in Berlin. Es gebe einen leichten Aufwärtstrend auch bei den bundesweiten Umfragewerten. Was ihn zuversichtlich stimme, dass die Linke nach der Wahl am 23. Februar wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen werde, sei das Engagement vieler junger Leute für die Partei und ihre Ziele. Noch sei die Linke jedoch zusammen mit FDP und BSW in der Zitterzone unterhalb der Fünf-Prozent-Marke und liefere sich mit den beiden anderen Parteien eine Art «Kellerduell». Ramelow, der zehn Jahre Ministerpräsident in Erfurt war, tritt bei der Bundestagswahl als Thüringer Spitzenkandidat an. Er ist aber auch Teil der «Mission Silberlocke». Er will wie die beiden langjährigen Linke-Politiker Gregor Gysi und Dietmar Bartsch ein Direktmandat gewinnen und der Linken so den Einzug ins Parlament ermöglichen. Ramelow sprach von einer «Art Sicherheitsgurt für die Linke». Er habe das Gefühl, mit der Mission würde ein Nerv der Zeit getroffen - Erfahrung werde geschätzt. Gewinnt die Linke drei Direktmandate, käme sie wie schon 2021 über die sogenannte Grundmandatsklausel in Fraktionsstärke in den Bundestag. Bei dem Parteitag am Samstag in Berlin will die Linke ihr Wahlprogramm beschließen. Ramelow sagte, er habe die Erwartung, dass die Partei ihre programmatischen Schwerpunkte anders als bisher setzt. «Diese Gesellschaft ist voller Angst.» Es gehe darum, ihr diese Angst zu nehmen, vor allem durch mehr soziale Verantwortung. Ramelow nannte unter anderem eine moderne Bürgerversicherung, in die alle in der Gesellschaft einzahlen. Seinen eigenen Wahlkampf in Thüringen werde er nicht gegen andere demokratische Parteien führen, «da gehört für mich das BSW dazu», sagte der 68-Jährige. «Ich mache Wahlkampf gegen die Normalisierung von Faschismus.» Nach Angaben der Bundespartei hat es im vergangenen Jahr einige Tausend Neueintritte bei der Linken gegeben.Direkt in den Bundestag
Kein Wahlkampf gegen das BSW in Thüringen
(dpa)
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