Kiffen in der Öffentlichkeit ist inzwischen erlaubt. Doch legal lässt sich die Droge ohne größeren Aufwand kaum beschaffen. Versuchen es nun mehr Menschen über andere Wege?
Erfurt. Die Cannabis-Legalisierung hat nach Einschätzung mehrerer Krankenkassen bislang keinen größeren Einfluss auf den medizinischen Einsatz von Cannabis in Thüringen. Es habe im Jahresverlauf keine Auffälligkeiten bei den Anträgen auf Kostenübernahme gegeben, teilten etwa die Barmer und die IKK Classic mit. Allerdings berichtete die IKK, dass einige Menschen mit bereits abgelehnten Anträgen es erneut versucht hätten - wieder ohne Erfolg. Auch von der AOK Plus hieß es, die Teilentkriminalisierung habe keinen Einfluss auf die Anwendung von Cannabis in der Medizin. Ein Rezept auf Kassenkosten sei nach wie vor nur bei schweren Erkrankungen ohne Therapiealternativen möglich. In einigen Fällen hätten Menschen aber gedacht, dass nun jeder Versicherte Cannabis in Anspruch nehmen könne. Das habe zu deutlich mehr Anfragen zu dem Thema geführt. Thüringens größte Krankenkasse AOK Plus verzeichnet jährlich etwa 300 Anträge auf medizinisches Cannabis. Bei der IKK Classic und der Barmer sind es jeweils mehrere Dutzend. Die Techniker Krankenkasse hat keine regionalen Daten. Oft ging es um Verschreibungen im Zusammenhang mit Schmerzen, aber auch Spastiken bei Multipler Sklerose oder Krebserkrankungen. Seit dem 1. April ist der Konsum von Cannabis in der Öffentlichkeit erlaubt. Für den Freizeitkonsum kann man die Droge entweder selbst anbauen oder über spezielle Vereine beziehen. Hier zogen sich zuletzt aber vielerorts die Zulassungsverfahren in die Länge. In Thüringen gibt es noch keinen Verein, der Cannabis ausgibt. Zuletzt hatte es auch Berichte über Online-Plattformen gegeben, die gegen Gebühr Privatrezepte für Cannabis ausstellen. Gesetzliche Krankenkassen haben damit kaum Berührung. Die Seiten und die verschreibenden Ärzte haben ihren Sitz oft im Ausland. Schon im Sommer wurden bundesweit mehr Verschreibungen und höhere Einfuhrmengen verzeichnet. In Thüringer Apotheken ist das Thema hingegen bisher nicht in der Breite aufgeschlagen, wie der Präsident der Landesapothekerkammer, Ronald Schreiber, sagte. Generell sei aber davon auszugehen, dass die Zahl der Verschreibungen steige, da die Hürden niedriger seien. Cannabis könne seit dem 1. April etwa als normales Kassenrezept und nicht mehr als aufwendiges Betäubungsmittelgesetz verschrieben werden. Der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbands, Stefan Fink, sagte, es gebe keine Zahlen dazu, wie viel Cannabis in den Apotheken des Freistaates ausgegeben werden. In seiner Apotheke in Weimar sei es aber schon vorgekommen, dass ein Patient mit Drogenvergangenheit mit einem Cannabisrezept zu ihm kam, das ihm online ausgestellt wurde. «Ich habe dann den Arzt angerufen und der wusste von der Drogenvergangenheit gar nichts.»Schmerzen sind häufiger Verschreibungsgrund
Privatrezepte über Online-Plattformen
Arzt wusste nichts von Drogenvergangenheit
(dpa/th)
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