Auch in Thüringen standen die Weihnachtsmärkte am Wochenende unter dem Eindruck der Todesfahrt in Magdeburg. Verstärkte Polizeipräsenz und Änderungen beim Programm gab es auch beim Erfurter Markt.
Erfurt. Mit mehr Polizei auf Weihnachtsmärkten, Nachbesserungen bei Sicherheitskonzepten und Zurückhaltung beim Programm reagierten Veranstalter und Behörden in Thüringen auf den Anschlag in Magdeburg. «Es geht nicht spurlos an uns vorbei, es herrscht eine andere Stimmung als sonst, es nicht so ausgelassen», fasste Erfurts Marktmeister Maximilian Wolf seinen Eindruck vor Abschluss des größten Weihnachtsmarkts Thüringens am Abend in Erfurt zusammen. Die Veranstalter hatten den am 26. November eröffneten Erfurter Weihnachtsmarkt am Freitagabend nach Bekanntwerden des Anschlags auf dem Markt in Magdeburg vorzeitig geschlossen. Am Samstag wurde er wieder geöffnet, unter anderem aber das geplante Bühnenprogramm für die restliche Dauer abgesagt. Bei einer Andacht auf dem Markt nahmen am Samstag mehrere Hundert Menschen teil. Der Täter Taleb A. - ein als Islam-Kritiker bekannter Arzt, der aus Saudi-Arabien stammt und seit 2006 in Deutschland lebt - war mit einem Auto am Freitagabend über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Fünf Menschen starben, 200 wurden verletzt. Er sitzt in Untersuchungshaft. Schon in der Nacht zu Samstag hatten Innenminister Georg Maier zufolge Polizisten Sicherheitsvorkehrungen aller Weihnachtsmärkte in Thüringen kontrolliert. Auch die Polizeipräsenz auf den Märkten sei erhöht worden. Mit den Veranstaltern seien mögliche Nachbesserungen bei Sicherungsvorkehrungen besprochen worden, so der SPD-Politiker. In Erfurt etwa wurden laut Marktmeister zusätzlich zu bereits vorhandenen Pollern als Absperrung mehrere Fahrzeuge an Zufahrten platziert und der Sanitätsdienst aufgestockt. Maier betonte, dass es aus polizeilicher Sicht keine konkrete Gefährdungslage in Thüringen gebe. «Eine 100-prozentige Sicherheit kann man nie versprechen, aber die Thüringer Polizei ist optimal vorbereitet.» Veranstalter könnten selbst entscheiden, ob sie Märkte öffnen. Die Polizei Thüringen postete auf der Internetplattform X, dass auch Thüringer Kräfte zur Unterstützung nach Sachsen-Anhalt geschickt wurden. «Die bevorstehenden Feiertage, die für viele von uns eine Zeit der Freude und des Zusammenkommens sind, werden durch diesen feigen und niederträchtigen Akt der Gewalt jäh überschattet», schrieb Ministerpräsident Mario Voigt in einem Kondolenzschreiben. Der CDU-Politiker veröffentlichte das an den Regierungschef von Sachsen-Anhalt Reiner Haseloff (ebenfalls CDU) gerichtet Schreiben auf der Internetplattform X. Dort ergänzte Voigt, dass er eine Trauerbeflaggung an der Thüringer Staatskanzlei angeordnet hatte. Trauerbeflaggung gab es etwa auch an den Rathäusern in Erfurt und Eisenach. «Unser Antrieb ist es, für Menschen Gemeinschaft zu schaffen unabhängig von Herkunft und sozialen Schichten, das dürfen uns nicht nehmen lassen», sagte Erfurts Marktmeister Wolf. Das geplante große Adventssingen zum Abschluss am Abend werde nach Rücksprache mit den Organisatoren einen andächtigen Rahmen tragen, kündigte Wolf an.Polizei überprüft Märkte, aber keine konkrete Gefahr
Flaggen auf halbmast, Kondolenzbrief von Voigt
Adventssingen in andächtigem Rahmen zum Abschluss
(dpa/th)
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