So schnell der Beifall aufgebrandet war im Frühjahr 2020, so rasch waren die »Helden« wieder in Vergessenheit geraten – die vielen Menschen, die sich Tag für Tag und Nacht für Nacht im Gesundheits- und Pflegesystem Deutschlands darum kümmern, dass wir gut versorgt werden, gesunden oder in Würde sterben können. Die Allermeisten dieser „Kümmerer“ gehen dabei weit über die Belastungsgrenzen und sind einem System verpflichtet, in dem essentielle Pflege- und Behandlungsfaktoren wie Zeit und Würde seit Längerem Kategorien wie Kostendeckung, Fallpauschalen und Auslastung unterworfen sind.
So schnell der Beifall aufgebrandet war im Frühjahr 2020, so rasch waren die »Helden« wieder in Vergessenheit geraten – die vielen Menschen, die sich Tag für Tag und Nacht für Nacht im Gesundheits- und Pflegesystem Deutschlands darum kümmern, dass wir gut versorgt werden, gesunden oder in Würde sterben können. Die Allermeisten dieser „Kümmerer“ gehen dabei weit über die Belastungsgrenzen und sind einem System verpflichtet, in dem essentielle Pflege- und Behandlungsfaktoren wie Zeit und Würde seit Längerem Kategorien wie Kostendeckung, Fallpauschalen und Auslastung unterworfen sind.
Der Film nähert sich den Protagonisten daher behutsam und beobachtend – nicht investigativ, belehrend oder gar präjudizierend. Er begleitet und porträtiert 4 Menschen als Ärztinnen, Hebammen oder Pflegerinnen in ihrem täglichen Bemühen, Menschen von ihrer Geburt bis zum Tod so zu betreuen, dass Menschlichkeit, Nähe und Wärme trotz aller technisch-finanzieller Vorgaben und Taktungen, die das Gesundheits- und Pflegesystem einfordert, nicht gänzlich untergehen.
Dabei wird dem Betrachter einiges zugemutet – wenn ein Mensch auf die Welt kommt, und wenn ein Mensch gehen muss. Der Kreislauf des Lebens in seiner gesamten Spanne ist eng verwoben mit den Erfahrungen, die alle Menschen im Laufe ihres Lebens notwendigerweise und unabdingbar mit dem Gesundheits- und Pflegesystem in unserem Land machen. Die Ambivalenz der Perspektiven – die „Kümmerer“ können morgen schon selbst darauf angewiesen sein, dass sich jemand um sie kümmert – zeigt ein Phänomen auf, welches in unseren modernen Gesellschaften zu oft ausgeblendet wird: Krankheit und Tod, Pflege und Gebrechlichkeit, der Verlust von Selbständigkeit und die Abhängigkeit von helfenden Strukturen gehören untrennbar zu unserem Leben – und können jederzeit Jeden und Jede ereilen.
Der Film stellt sich in seiner lyrisch-musischen und künstlerischen Führung mit Elementen der Animation und der Mischung aus extremer Taktung und wohltuender Ruhe dem Anspruch, sich diesen Ambivalenzen so zu stellen, dass der Betrachter sich als Teil der Szenerie fühlt und Situationen mitfühlen kann, die er selbst erlebt hat oder befürchten muss, dass diese eintreten können. Der Film versucht, mit seiner unaufdringlichen und behutsamen Beobachtung fragile Nähe zu schaffen und sich den „Kümmerern“ genauso zu nähern, wie den Patient_innen.
Auch der Titel des Films „Who cares?“ trägt in seiner englischen Bedeutung bereits die Ambivalenz des Stoffes - „wen kümmert’s?“ und „wer kümmert sich?“ - in sich. Der Film ist ein Beitrag zum Nachdenken über die Momente, in denen in Zeiten hektischer Betriebsamkeit, profitorientierter Kennziffern, emotionaler Kälte und der Ausblendung unserer Fragilität und Endlichkeit trotz allem Menschlichkeit, Wärme und Zuwendung aufblitzen und uns Hoffnung geben, in den schwersten Momenten unseres Lebens in guten Händen zu sein.
VIELEN DANK AN DIE PROTAGONISTEN: Anja König/ Gesundheits- und Krankenpflegerin, Ina Buschinsky/ freiberufliche Hebamme im Geburtshaus Erfurt, Dziuljeta Mikutaityte/ Pflegefachkraft in Weimar & Dr. med. Anne Wiese/ Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie Erfurt.
BESONDEREN DANK AN: Ruhwedel - Pflegedienst für Intensivpflege Erfurt, Facharztzentrum Kaffeetrichter Erfurt, JUL PFLEGE Weimar & Geburtshaus Erfurt